Karlsruhe stellt künstlichen Schattenbaum auf – während echte Bäume fallen
Innovativer Sonnenschutz oder fragwürdige Stadtplanung?
Vergangene Woche wurde auf dem Kronenplatz der künstliche Schattenbaum „Komorebi“ eingeweiht – eine innovative Lösung für mehr Aufenthaltsqualität in der Stadt. Doch nur wenige Tage später, keine 900 Meter entfernt, fielen Platanen am Badischen Staatstheater – trotz einer Petition mit 1000 Unterschriften. Der Kontrast könnte kaum größer sein.

Künstlicher Baum auf dem Kronenplatz
„Komorebi“ ist ein Forschungsprojekt des KIT und der Stadt Karlsruhe. Ziel ist es, mit kreativen und mobilen Strukturen für mehr Schatten in der Stadt zu sorgen. Der künstliche Baum kombiniert eine Sitzgelegenheit mit einem lichtfilternden Flachsfaserdach und kann flexibel auf dem Platz bewegt werden. Die Idee ist innovativ – doch sie zeigt auch die Schwachstellen der aktuellen Stadtplanung.
Auf dem Kronenplatz können keine echten Bäume wachsen, weil darunter eine Tiefgarage liegt. Der künstliche Baum ist also eine pragmatische Lösung. Doch gleichzeitig zeigt sich, wie in anderen Teilen der Stadt mit bestehenden Bäumen umgegangen wird.

Platanen-Fällungen trotz Widerstand
Am 17. Februar begann die Stadt mit der Fällung mehrerer Platanen am Badischen Staatstheater – Bäume, die 15 Tage lang von Aktivisten besetzt wurden. Die Protestgruppe „Karlsruher Platanen bleiben“. Innerhalb von 96 Stunden kamen 1000 Unterschriften zusammen. Die Stadt blieb jedoch bei ihrer Entscheidung: Die Bäume mussten weg – aus planerischen Gründen, wegen des Um- und Erweiterungsbau am Badischen Staatstheater.
Die Situation erinnert an 2023, als bereits in der Kaiserstraße Platanen gefällt wurden. Wieder gab es Proteste und wurden die Platanen besetzt.
Der Widerspruch in der Stadtplanung
Pro künstlicher Schattenbaum:
✅ Auf dem Kronenplatz sind keine echten Bäume möglich.
✅ Der mobile Baum spendet Schatten auf einem versiegelten Platz.
✅ Das Projekt ist ein innovativer Ansatz für Hitzeinseln in Städten.
Contra Baumfällungen:
❌ Natürlicher Schatten durch echte Bäume kühlt die Umgebung deutlich besser als künstliche Lösungen.
❌ Experten warnen seit Jahren, wie wichtig es ist, Bäume in Innenstädten zu erhalten.
❌ Viele gefällte Bäume waren gesund – eine Neubepflanzung braucht Jahrzehnte, um denselben Nutzen zu bieten.
❌ Bürgerbeteiligung scheint oft nur symbolisch – trotz Protesten werden Fällungen meist durchgesetzt.
Fazit: Schattenlösungen sind gut – aber Bäume sind besser
Innovative Konzepte wie „Komorebi“ sind sinnvoll, wo echte Bäume nicht wachsen können. Aber die eigentliche Lösung für heiße Innenstädte wäre eine bessere Planung: Bestehende Bäume erhalten, anstatt sie erst zu fällen und dann Alternativen zu schaffen. Denn während Karlsruhe künstliche Schattenbäume aufstellt, verschwinden die echten – und mit ihnen die natürlichen Vorteile für das Stadtklima.

