Digitaler Fortschritt: Wer bleibt dabei auf der Strecke?
Ausgrenzung durch Digitalisierung
Die Digitalisierung hat unser Leben in vielerlei Hinsicht bereichert. Dokumente können in Sekundenschnelle geteilt werden, Behördengänge lassen sich online erledigen, und der Zugang zu Informationen war nie einfacher. Doch diese Entwicklungen haben auch eine Kehrseite: Millionen von Menschen in Deutschland bleiben durch die fortschreitende Digitalisierung auf der Strecke.
Eine Gesellschaft im Wandel
Zum 31. Dezember 2023 lebten in Deutschland etwa 83,5 Millionen Menschen. Davon sind laut Statista 18,9 Millionen über 65 Jahre alt – also 22 % der Bevölkerung. Hinzu kommen 7,9 Millionen Menschen mit einer schweren Behinderung, ein Drittel davon sind über 75 Jahre alt. Gleichzeitig werden rund 1,3 Millionen Menschen durch gesetzliche Betreuer unterstützt, da sie ihre Angelegenheiten nicht eigenständig regeln können.
Diese Zahlen zeigen, wie viele Menschen in Deutschland aufgrund ihres Alters oder gesundheitlicher Einschränkungen vor besonderen Herausforderungen stehen – insbesondere im Umgang mit der digitalen Welt.
Digitalisierung: Fortschritt mit Hindernissen
So sinnvoll und notwendig der digitale Wandel ist, stellt sich die Frage: Werden auch jene Menschen berücksichtigt, die nicht mit Computern, Smartphones oder dem Internet umgehen können? Häufig ist das leider nicht der Fall. Viele wichtige Informationen und Unterlagen werden ausschließlich in Online-Postfächern hinterlegt, und für deren Abruf braucht es technische Kenntnisse.
Für Menschen, die weder Zugang zu digitalen Medien noch die Fähigkeiten zur Nutzung besitzen, ist dies ein großes Problem. Besonders für ältere oder behinderte Menschen gibt es oft keine verständlichen Anleitungen oder Hilfestellungen. Selbst Informationen wie Fahrpläne an Bushaltestellen sind oft so klein und unverständlich gestaltet, dass sie nur schwer zu lesen sind.
Einschränkungen im sozialen Leben
Die Konsequenzen sind gravierend: Wer keinen Zugang zu digitalen Diensten hat, wird schnell ausgeschlossen. Ein Beispiel sind Eintrittskarten, die oft nur noch online verfügbar sind. Ältere oder behinderte Menschen, die diese Technik nicht nutzen können, werden so von kulturellen Veranstaltungen oder anderen Freizeitaktivitäten ausgeschlossen.
Auch der Alltag wird schwieriger, wenn grundlegende Informationen, wie Fahrpläne oder Antragsunterlagen, nur in unzugänglicher Form bereitgestellt werden. Diese Barrieren schränken die Selbstständigkeit dieser Menschengruppen ein und führen in vielen Fällen zu einer ungewollten Diskriminierung.
Fazit: Digitalisierung für alle gestalten
Die Digitalisierung sollte ein Werkzeug sein, das das Leben aller Menschen verbessert – nicht nur der technikaffinen Mehrheit. Es ist wichtig, dass Unternehmen, Behörden und die Gesellschaft insgesamt auch jene einbeziehen, die mit digitalen Technologien Schwierigkeiten haben.
Dazu gehört nicht nur die Bereitstellung alternativer Zugangsmöglichkeiten, wie gedruckte Dokumente oder einfache Benutzeranleitungen, sondern auch die Gestaltung barrierefreier Lösungen. Einfache Sprache, größere Schriftgrößen und klare Navigation sind kleine Änderungen mit großer Wirkung.
Digitalisierung darf nicht zu einer weiteren Form der Ausgrenzung werden. Stattdessen sollte sie Brücken bauen und sicherstellen, dass alle Menschen – unabhängig von Alter, Fähigkeiten oder technischer Affinität – gleichermaßen davon profitieren können.