Platanen-Besetzung in Karlsruhe: Aktivisten trotzen Ultimatum der Stadt
Weshalb Karlsruher für den Erhalt der Platanen kämpfen
Seit 15 Tagen besetzen Aktivisten von „Karlsruhe Platanen bleiben“ und dem „Klimabündnis“ die Platanen am Badischen Staatstheater, um sie vor der geplanten Fällung zu schützen. Die Stadt Karlsruhe setzt die Besetzer unter Druck, durch die Aufforderung, die Platanen bis 13. Februar freiwillig zu räumen, oder es stehe eine Räumung durch ein spezialisiertes SEK aus Göppingen bevor. Doch warum genau sollen die Platanen gefällt werden – und warum regt sich so viel Widerstand?
Worum geht es?
Die Platanen stehen für den geplanten Um- und Erweiterungsbau des Badischen Staatstheaters anscheinend im Weg. Genauer, um einen geplanten Anbau am Badischen Staatstheater, der als Proberaum dienen soll.
Laut Bebauungsplan wurden zu Beginn der Bauphase 96 Bäume als erhaltenswert eingestuft, doch 81 Bäume davon sollen für die Umsetzung und Planung der Baumeister-, Finter-, Ettlinger, Kriegs- und Meidingerstraße gefällt werden.
Für viele Bürgerinnen und Bürger stellt sich die Frage: Ist das überhaupt vereinbar?

Baum-Besetzer fordern Erhalt der Platanen
Die Aktivisten bleiben trotz Aufforderung der Stadt standhaft. Sie verweisen darauf, welch enorme Bedeutung Bäume in Innenstädten haben:
- Sie spenden Schatten und senken die Temperaturen in heißen Sommern
- Sie verbessern die Luftqualität und binden CO₂
- Sie reduzieren Lärm und schaffen eine bessere Aufenthaltsqualität
- Sie sind Lebensraum für zahlreiche Tiere

Trotz dieser Argumente hält die Stadt an den Fällungen fest. Ein weiteres zentrales Argument: Die Bäume müssen bis Ende Februar gefällt werden, bevor Vögel in den Bäumen dort ihre Nester bauen und mit dem Brüten beginnen.
Räumung durch SEK? Stadt macht Druck
Am 13. Februar stellte die Stadt Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs gegen die Besetzer. Sollte es keine freiwillige Räumung geben, könnte ein spezielles SEK aus Göppingen angefordert werden – eine Einheit, die auf Räumungen in großen Höhen spezialisiert ist.
Doch der Protest wächst: Innerhalb von 36 Stunden kamen 700 Unterschriften bei einer Petition für den Erhalt der Bäume zusammen. Die Anwohner selbst fühlen sich schlecht informiert. Viele erfuhren erst zwei Tage vor der geplanten Fällung aus den Medien von den Plänen.
Obwohl es in den Bebauungsplänen lautet, dass die Stadt Karlsruhe und das Badische Staatstheater auf eine „Transparente Kommunikation“ setzt.
„Begleitet wird die Sanierung des Badischen Staatstheaters durch eine eigens eingerichtete Sanierungskommunikation und durch einen Kümmerer, der die Anlieger informiert und für diese Ansprechperson ist. Wegen der Sensibilität des Bauvorhabens für die Nachbarschaft wird die Anliegerinformation deutlich über das normale Maß hinaus durchgeführt. Die Bauherrin legt auf die Nachbarschafts-kommunikation großen Wert.“
700 Menschen zeigen deutlich, das sie gegen das Fällen der Platanen sind. Interessiert das die Stadt Karlsruhe, oder hält sie weiter an der Umsetzung der Bebauungspläne für das Badische Staatstheater fest?
Widersprüche in den Aussagen der Stadt?
Die Stadt betont in ihrer offiziellen Stellungnahme:
🗨️ „Es wurde kein Baum gefällt, der laut Bebauungsplan erhaltungswürdig ist.“
Doch was bedeutet das? Sind gesunde, große Platanen nicht erhaltungswürdig?
Zudem heißt es:
🗨️ „Ersatzpflanzungen von 50 Bäumen wurden bereits vorgenommen.“
Aber wo genau? Dazu gibt es keine Angaben in der Presseerklärung.
Kosten und Konsequenzen
Der Konflikt um die Bäume kostet nicht nur Nerven und Zeit, sondern auch viel Geld – für beide Seiten. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, die Platanen von Anfang an in die Bauplanung zu integrieren?
Fakt ist: In unmittelbarer Umgebung des Staatstheaters gibt es kaum noch größere Bäume. Sollte die Fällung durchgesetzt werden, würde das Stadtbild weiter zubetoniert werden.

Wie geht es weiter?
Die nächsten Tage sind entscheidend. Gehen die Besetzer freiwillig oder wird das SEK eingreifen? Und wie wird sich die Stadt in Zukunft bei ähnlichen Bauprojekten positionieren?
Eines ist klar: Der Kampf um die Platanen in Karlsruhe zeigt, wie wichtig Bäume für eine lebenswerte Stadt sind – und wie groß der Widerstand sein kann, wenn ihr Erhalt nicht ernst genommen wird.
Quellenangaben:
Stadt Karlsruhe, Bebauungsplan der Baumeister-, Finter-, Ettlinger, Kriegs- und Meidingerstraße
Stadt Karlsruhe Stellungnahme zur Baumfällung beim Badischen Staatstheater