Graffiti in Karlsruhe: Wie aus vielen Fotos ein Guide wurde
Wie der Graffiti Guide Karlsruhe entstand
Als wir 2018 nach Karlsruhe zogen, hatten wir nicht erwartet, dass uns die Straßenkunst der Stadt so sehr faszinieren würde. Doch durch unsere Spaziergänge und Radtouren fielen uns immer wieder farbenfrohe, detailreiche Graffiti auf. Einige davon verschwanden nach kurzer Zeit, wurden übermalt oder durch neue Kunstwerke ersetzt.
Das machte uns neugierig. Wer erschafft diese Kunst? Und warum verändert sie sich so schnell?

Unsere ersten Entdeckungen: Streetart entlang der Alb
Besonders unterhalb der Vogesenbrücke und entlang der Alb, auf dem Weg von Beiertheim nach Daxlanden, stießen wir auf immer neue Graffiti. Manche waren kunstvolle Schriftzüge, andere zeigten beeindruckende Figuren oder abstrakte Motive. Manchmal beobachteten wir die Künstler bei der Arbeit – bepackt mit Taschen, Klapphockern, Leitern und Spraydosen. Einige malten alleine, andere in Gruppen.
Schnell lernten wir eine ungeschriebene Regel der Sprayer-Szene kennen: Ein Graffiti darf nur übermalt werden, wenn das neue Kunstwerk das alte übertrifft. Doch wir stellten leider fest, dass sich nicht alle daran hielten – selbst besonders beeindruckende Werke verschwanden manchmal viel zu schnell.


Expo Stationen: Graffiti in verlassenen Gebäuden
Im August 2020 besuchten wir unsere erste Expo Station, eine temporäre Graffiti-Ausstellung in einem leerstehenden Gebäude. Es handelte sich um das ehemalige Sybelzentrum, ein Kinder- und Jugendheim, das sich für kurze Zeit in eine riesige Streetart-Galerie verwandelte. In rund 50 Räumen konnten Künstler ihrer Kreativität freien Lauf lassen – in einem Raum waren die Badewanne und das Waschbecken in Gold bemalt. Die Vielfalt der Stile und Motive faszinierten uns. Dabei entstanden ungeplant über 150 Fotos von Graffiti.


Ein Jahr später, im Oktober 2021, öffnete eine weitere Expo Station auf dem ehemaligen amerikanischen Militärgelände in Neureut ihre Tore. Bevor die alten Gebäude abgerissen wurden, durften Graffiti-Künstler hier noch einmal ihre Spuren hinterlassen. Wir beobachteten, wie sie von einer kleinen Skizze auf Papier riesige Kunstwerke auf ganze Gebäudewände übertrugen – eine beeindruckende Technik, die uns noch mehr für die Kunstform begeisterte.


Vom Fotoarchiv zum Graffiti Guide
In nur drei Jahren sammelten wir über 500 Fotos von Graffiti in Karlsruhe. Immer wieder wurden wir gefragt, wo man diese Kunstwerke finden könne. So entstand die Idee, einen Graffiti Guide zu erstellen, damit andere ebenso die Vielfalt der Karlsruher Streetart entdecken können.
Zunächst war das eine Herausforderung: Wir mussten die Graffiti nach Standorten sortieren, denn anfangs hatten wir sie einfach nur fotografiert, ohne darauf zu achten, wo genau sie entstanden waren. Doch nach viel Arbeit entstand die erste Version des Graffiti Guides – mit zwei Routen und 16 Seiten.
Nur sechs Monate später erweiterten wir ihn um die Stadtteile Durlach, die Innenstadt, Knielingen, Oststadt und weitere Stadtteile. Heute umfasst der Graffiti Guide Karlsruhe stolze 60 Seiten mit über 80 Bildern aus der ganzen Stadt.


Karlsruhe aus einer neuen Perspektive
Durch die Suche nach Graffiti lernten wir Karlsruhe auf eine ganz neue Weise kennen. Wir entdeckten versteckte Kunstwerke in Innenhöfen, fanden Graffiti an Orten, die wir ohne dieses Projekt nie betreten hätten, und wurden immer wieder überrascht, wie farbenfroh diese Stadt ist.
Was als einfache Freude am Fotografieren begann, ist heute ein Guide für alle, die Karlsruhes Straßenkunst selbst erkunden möchten – und wir freuen uns, wenn wir mit unserer Entdeckungslust andere inspirieren können.
Euch interessieren weitere Bilder von Karlsruhes inspirierender Streetart, die wir auf unseren Touren entdeckt haben?
In diesem Album haben wir Bilder der Graffiti, die wir seit 2022 fotografiert haben. Das Album wird regelmäßig aktualisiert mit Fotos der Graffiti, die wir entdecken.
Ihr seid neugierig geworden und wollt selbst auf Erkundungstour nach Graffiti in Karlsruhe gehen? Mit dem praktischen Graffiti Guide könnt ihr ganz einfach die beeindruckende urbane Kunst im öffentlichen Raum entdecken und bestaunen.

Inzwischen entdecken wir nicht nur in Karlsruhe urbane Kunst. Anfang Februar waren wir in einem Ortsteil bei Rastatt, weil es dort eine sehr große Fläche mit sehr vielen verschiedenen farbenfrohen Graffiti gab.
Im Sommer letztes Jahr führte uns ein Tagesausflug bei Stuttgart zu einer sehr beeindruckenden Graffiti Wand, die eine Unterwasserwelt und Wassertiere, wie Schwäne als Graffiti zeigte.
Ein Dank geht an alle Künstlerinnen und Künstler, wie EMESA, WUAM, POMES, DOME, TOXIN ONE und viele weitere, deren Namen wir bisher noch nicht alle kennen. Ihr macht aus Karlsruhe eine bunte farbenfrohe Stadt.
Der Dank geht auch an alle weiteren Graffiti Künstler, denen ihre Kunstwerke wir außerhalb von Karlsruhe zu sehen bekamen.
Alle Graffiti beeindrucken uns, jedes auf seine eigene Weise.