Passagehof als Leinwand im Großformat
René Sulzer gestaltet Kunstwerk „Offene Runde“
Während des Reallabors „Platz für mehr“ und seit der Umwandlung zur Fußgängerzone fanden im Passagehof schon so manche geselligen Runden statt. Nun hat sich dort auf Dauer eine „Offene Runde“ etabliert – und gleich das komplette Areal in Beschlag genommen. Aber keine Sorge, das Karree in der Innenstadt ist einladender denn je, denn bei der Runde handelt sich um ein Kunstwerk, gestaltet von dem Karlsruher Künstler René Sulzer.
„In den vergangenen zwanzig Jahren habe ich sehr viel Zeit im Passagehof verbracht und konnte seinen Wandel selbst miterleben“, berichtet Sulzer. „Innerhalb der Zusammenarbeit mit ansässigen Betrieben und einer Einzelausstellung im Zwischenraum konnte ich ein gutes Gefühl für den Ort entwickeln.“ So ist das Konzept zur „Offenen Runde“ entstanden, der er vor kurzem gemeinsam mit seinem Mannheimer Projektpartner Yannick Czolk in mehrtägiger Arbeit umsetzte.
Kreissegmente als zentrales Gestaltungselement
Der Titel beziehe sich sowohl auf die geometrische Form des Kreises als auch im übertragenen Sinne auf menschliche Begegnungen im Passagehof, die nicht zuletzt seit dem Reallabor von 2022 im Fokus stehen. Die formale Gestaltung basiere, so Sulzer, auf dem baulichen Bestand. „Für mich ist es essenziell, sich die Architektur, die Straßenführung, den Baumbestand zunutze zu machen und durch den Entwurf zu ergänzen.“ Ausgehend von den drei zentralen Bäumen und verschiedenen Radien um deren Stämme, werden vereinzelte Kreissegmente zum zentralen Gestaltungselement. „Im gesamten Zentrum bilden die grafischen Formen quasi ein Umleitsystem, dessen Ausrichtung die Besucher durch den Hof führt und zum Verweilen einlädt. Sowohl die ehemalige Fahrgasse als auch die Parkplätze werden dadurch visuell aufgelöst.“
Mit den ausgewählten Farbtönen will der Künstler die klassische Straßenmarkierung weiterdenken. Formen und Größe der Elemente brechen dabei mit den Erwartungen des Betrachters. Gemeinsam mit dem rötlichen Grau des Bodens, steht die Farbe Weiß für Ruhe und Klarheit, während Gelb einen warmen, einladenden Charakter entgegensetzen soll.
Der Weg zum Kunstwerk
Die Stadt Karlsruhe hatte im letzten Sommer fünf talentierte Designerinnen, Designer und Kunstschaffende aus der Region eingeladen, ihre Ideen für eine Bodenbemalung im Passagehof zu präsentieren. Ziel war es, einen zusammenhängenden Raum zu schaffen und den neugestalteten Passagehof noch einladender zu machen. Die eingereichten Entwürfe wurden sowohl vor Ort im Passagehof als auch online auf dem Beteiligungsportal der Stadt Karlsruhe ausgestellt. Bürgerinnen und Bürger hatten die Gelegenheit, ihre Favoriten auszuwählen und abzustimmen. Sowohl das Publikumsvotum als auch eine Jury, die städtischen Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverwaltung sowie Anliegerinnen und Anliegern bestand, sprachen sich für den Entwurf „Offene Runde“ aus.
Finanzierung im Rahmen von „City-Transformation“
Ursprünglich war die Bemalung direkt mit der neuen Möblierung im September geplant. Die besonderen technischen Anforderungen an die Rutschfestigkeit und die Haftung auf dem kleinteiligen Pflaster führten allerdings zu einer Verzögerung, sodass die Bodenbemalung nicht mehr innerhalb des witterungsbedingten Gewährleistungszeitraums umgesetzt werden konnte. Die temporäre Bodenbemalung soll solange Bestand haben, bis der Passagehof baulich umgestaltet und gegebenenfalls weiter entsiegelt wird. Finanziert wird das Projekt im Rahmen der „City-Transformation“ durch das Bundesförderprogramm ZIZ (Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren) des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB).
(Titelbild: Neue Formensprache: Der Passagehof nach der Gestaltung durch den Karlsruher Künstler René Sulzer. © Sebastian Heck)