Mobiles Geschichtslabor „Wo fängt Unrecht an“ gastiert in der Stadtbibliothek
Vom 8. April bis zum 31. Mai 2025 macht das mobile Geschichtslabor „Wo fängt Unrecht an?“ des Lernort Kislau e. V. in der Karlsruher Stadtbibliothek Station. Während der Öffnungszeiten der Bibliothek steht es sowohl Schulklassen als auch interessierten Einzelbesucherinnen und -besuchern offen.
Ausgehend von der Geschichte des im April 1933 unweit von Bruchsal errichteten Konzentrationslagers Kislau können die Nutzerinnen und Nutzer des Geschichtslabors an acht interaktiven Doppelstationen die Unterschiede zwischen Recht und Unrecht sowie zwischen Demokratie und Diktatur ausloten. Finanziert wurde das Projekt aus Mitteln des Programms „Jugend erinnert“, mit dem der Bund modellhafte Vermittlungsangebote fördert.
Das Geschichtslabor wird im Rahmen einer Kooperation zwischen Stadtarchiv und Stadtbibliothek Karlsruhe präsentiert. Ergänzt wird die Ausstellung des Geschichtslabors in der Stadtbibliothek durch ein umfangreiches Begleitprogramm:
Eröffnung
8. April, 19 bis 20:30 Uhr
Zur Eröffnung der Ausstellung begrüßen Dr. Katrin Dort, Leitung Stadtarchiv, und Maren Krähling-Pilarek, Leitung Stadtbibliothek, die Anwesenden recht herzlich.
Es folgt ein Eröffnungsvortrag „Orte der Willkür und Entrechtung: Eine Einführung in das Thema ‚Frühe Lager‘ und in das mobile Geschichtslabor des Lernort Kislau e. V.“ durch Dr. Andrea Hoffend und Fabienne Bitz vom Lernort Kislau e.V.
Werde Labor-Guide
11. bis 12. April
14- bis 24 -Jährige können bei Interesse Labor-Guide werden. Guides begleiten andere junge Menschen durch das Geschichtslabor, leiten sie an und bringen sie miteinander ins Gespräch.
Der Workshop besteht aus zwei aufeinander aufbauenden Teilen:
Teil 1 – Freitag, 11. April, 14 bis 18 Uhr
Teil 2 – Samstag, 12. April, 9 bis 15 Uhr
Zielgruppe: für alle geschichtlich Interessierten zwischen 14 und 24 Jahren
Anmeldung: event.stadtbibliothek(at)kultur.karlsruhe.de, bis 4. April
Zum Verein:
Der Lernort Kislau e. V. mit Sitz in Karlsruhe widmet sich der Erforschung, Dokumentation und Vermittlung badischer Demokratie- und Diktaturgeschichte in Weimarer Republik und NS-Zeit. Mit den mobilen, digitalen und analogen Angeboten wendet er sich an Menschen jeden Alters. Auf dem Areal des Konzentrationslagers Kislau unweit von Karlsruhe errichtet der Verein einen Lernort, an dem sich kreative Formen der Geschichtsarbeit mit einer Demokratie- und Wertevermittlung auf Augenhöhe verbinden. Die Eröffnung ist für das Winterhalbjahr 2026/27 geplant.
Erweitertes Begleitprogramm der Stadtbibliothek Karlsruhe im Rahmen der Ausstellung des Geschichtslabors:
Workshop: „Hate Speech“
26. April, 12 bis 13 Uhr
Im Rahmen des Geschichtslabors, das sich mit der Frage „Wo beginnt Unrecht?“ beschäftigt, bietet die Stadtbibliothek einen Workshop zum Thema Hate Speech an. Was ist Hate Speech und wo fängt sie an? Welche persönlichen aber auch gesellschaftlichen Folgen hat Hate Speech und wie reagiert man am besten darauf?
In Kooperation mit dem Medienkompetenz-Team Karlsruhe e.V. beginnt der Workshop mit einem Austausch über die Erfahrungen der Teilnehmenden, um deren Erlebnisse im Netz zu teilen und darüber aufzuklären, wie man sich schützen kann.
Zielgruppe: Ab 10 Jahren
Anmeldung: event.stadtbibliothek(at)kultur.karlsruhe.de
Vortrag: Dr. Sarah Kleinmann „Zur Geschichte und Gegenwart des Antiziganismus“
7. Mai, 19 bis 20:30 Uhr
Der Vortrag beleuchtet die Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart anhand des Antiziganismus. Ausgehend von der „Enzyklopädie des NS-Völkermordes an den Sinti und Roma in Europa“ wird die nationalsozialistische Verfolgung und ihre ideologischen Hintergründe betrachtet. Zudem wird dargestellt, wie Antiziganismus nach 1945 fortbestand, wie mit dem Völkermord umgegangen wurde, welche Auswirkungen bis heute spürbar sind und wie Antiziganismus begegnet werden kann.
Dr. Sarah Kleinmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstelle Antiziganismus der Universität Heidelberg. Sie forscht zur NS-Verfolgung von Sinti und Roma, Antiziganismus, Antisemitismus und dem Umgang mit NS-Verbrechen. Zudem arbeitet sie an der „Enzyklopädie des NS-Völkermordes an den Sinti und Roma in Europa“ unter der Leitung von Dr. Karola Fings mit.
Lesung: Barbara Yelin „Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung“
13. Mai, 19 bis 20:30 Uhr
Emmie Arbel, 1937 in Den Haag geboren, überlebte als Kind die Konzentrationslager Ravensbrück und Bergen-Belsen. Ihre Eltern und Großeltern wurden im Holocaust ermordet. Nach dem Krieg wurde sie mit ihren Brüdern von einer Pflegefamilie in den Niederlanden aufgenommen, bevor die Familie 1949 nach Israel auswanderte. Trotz einer schwierigen Kindheit und Jugend gelang es ihr, ihr Leben eigenständig zu gestalten. Heute lebt sie nahe Haifa und berichtet als Zeitzeugin von ihren Erfahrungen. Barbara Yelin erzählt ihre Geschichte in der Graphic Novel „Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung“, die im Rahmen des Projekts „Visual Storytelling and Graphic Art in Genocide & Human Rights Education“ entstand.
Barbara Yelin, 1977 in München geboren, ist eine vielfach ausgezeichnete Comic-Künstlerin, bekannt für Werke wie „Irmina“.
Eine Kooperation mit der Stephanus Buchhandlung im Rahmen der Comicwoche und des Geschichtslabors „Wo fängt Unrecht an?“
Tickets: vor Ort in der Stephanus Buchhandlung oder online.
Lesung: Birgit Weyhe „Schweigen“
16. Mai, 19 bis 20:30 Uhr
Die Graphic Novel „Schweigen“ erinnert an die Schicksale zweier Frauen. Ellen Marx emigriert 1939 als deutsche Jüdin nach Buenos Aires, verliert ihre Familie im Holocaust und erlebt in den 1970er Jahren den Verlust ihrer Tochter durch die argentinische Militärdiktatur. Elisabeth Käsemann, eine politisierte Nachkriegsgeneration-Studentin, wird 1977 in Argentinien verhaftet, gefoltert und ermordet, während das Auswärtige Amt schweigt.
Birgit Weyhe, 1969 in München geboren, verbindet in ihren Werken europäische Comicavantgarde und afrikanische Formensprache. Seit 2009 hat sie zahlreiche Anthologiebeiträge und Comics veröffentlicht.
Eine Kooperation mit der Stephanus Buchhandlung im Rahmen der Comicwoche und des Geschichtslabors „Wo fängt Unrecht an?“
Tickets gibt es vor Ort in der Stephanus Buchhandlung oder online.