Familien – Zusammenführung: Asiatischer Elefant im Zoo Karlsruhe angekommen
Indra aus dem Tierpark Hagenbeck trifft nach 13 Jahren wieder auf ihre Mutter Saida
Im Zoo Karlsruhe lebt seit heute (18. Juni) eine neue Elefantenkuh. Die 27 Jahre alte Indra aus dem Tierpark Hagenbeck in Hamburg ist somit der dritte Elefant, der in der Fächerstadt sein Zuhause findet. Der rund vier Tonnen schwere und etwa 2,7 Meter hohe Asiatische Elefant hat bereits enge Beziehungen nach Karlsruhe.
Mitten in der Nacht ist der Transporter aus der Hansestadt eingetroffen. Auf dem Anhänger: ein Spezialcontainer. Bereits in den frühen Morgenstunden wird dieser per großem Autokran vom Lkw gehoben, der die besondere Fracht 634 Kilometer von Norddeutschland in den Südwesten gebracht hat. Mehrere Meter hebt sich der Container in die Luft, schwebt am Dickhäuterhaus vorbei und wird vor dem großen Tor abgesetzt, dass die Innen- mit der Außenanlage der Asiatischen Elefanten verbindet.
„Das ist immer ein ganz besonderer Moment, wenn solch ein mächtiges Tier bei uns ankommt – alles andere als alltäglich“, betont Zoodirektor Dr. Matthias Reinschmidt. Nicht alltäglich ist auch, dass Indra in Karlsruhe eine Familienzusammenführung erleben wird. Auf die Welt kam sie am 1. Juli 1996 in Hamburg, gezeugt vom 2012 gestorbenen Bullen Hussein. Geboren wurde Indra von Saida. Jene Elefantenkuh, die seit 2021 in Karlsruhe lebt.
„Die Bindung bleibt sehr eng“
„Bei den Asiatischen Elefanten gibt es komplexe Sozialstrukturen. Die engsten Verbindungen sind zwischen den Muttertieren und ihrem Nachwuchs zu beobachten. Während Jungbullen in der Natur nach wenigen Jahren aus der Gruppe ausgestoßen werden, bleiben die weiblichen Jungtiere meist in der Gruppe, die Bindung bleibt sehr eng“, erläutert Biologin Claudia Vollhardt, die als Kuratorin für die Elefanten im Zoo Karlsruhe zuständig ist. „Es ist bekannt, dass sich Elefanten auch nach vielen Jahren Trennung direkt wieder erkennen.“
Die nächsten Tage wird es sehr spannend, das Tierpflege-Team gibt den Elefanten die nötige Zeit und Ruhe. Deshalb bleibt das Dickhäuterhaus vorerst geschlossen. Die Zusammenführung soll mit Bedacht angegangen werden. Herausfordernd könnte dabei das Verhalten der dritten Elefantenkuh Jenny werden. Sie galt wie Saida früher im Verhalten problematisch gegenüber anderen Elefanten. Jenny kennt Indra ebenfalls aus Hamburg, hat sie aber 18 Jahre nicht mehr getroffen. „Saida und Jenny verstehen sich mittlerweile bestens, wie es mit allen drei Tieren gemeinsam wird, lässt sich nicht vorhersagen“, erläutert die Biologin.
Reinschmidt: „Das Tierwohl verbessern“
Während früher die Zuchtgruppen in Zoos hauptsächlich nach genetischen Linien zusammengestellt wurden, berücksichtigt das Erhaltungszuchtprogramm (EEP) des Europäischen Zooverbands EAZA mittlerweile Sozialbindungen. Saida und Indra waren bis heute 13 Jahre voneinander getrennt. „Bislang haben wir ältere Elefantenkühe bei uns aufgenommen, bei Indra gehen wir jedoch mit diesem Hintergrund gerne einen anderen Weg. Diese Zusammenführung soll das Tierwohl verbessern“, sagt Reinschmidt.
Nach dem Andocken des Containers werden die Transportsicherungen entfernt und es öffnen sich für Indra erstmals die Tore in die für sie noch unbekannte Anlage. „Elefanten können sich schon am Geruch erkennen. Wir sind uns sicher, dass sie in dem Moment bereits sehr bekannte Düfte wahrnimmt. Das erleichtert Indra sicher das Ankommen“, berichtet Vollhardt. „In den kommenden Tagen werden sich die Tiere durch Abtrennungen hindurch erst sehen, dann berüsseln dürfen. Wann wir sie direkt zusammen lassen, machen wir vom Verhalten abhängig.“
Hintergrund
Die Europäischen Erhaltungszuchtprogramme (EAZA Ex-situ Programme) kümmern sich um den Erhalt von Reservepopulationen in der Natur bedrohter Arten in Menschenobhut. Dabei wird für die Zucht auf möglichst große genetische Diversität geachtet, es können aber weitere Faktoren einfließen. Indra ist jetzt auf Empfehlung des EEP nach Karlsruhe gekommen. Sie hatte bereits 2012 und 2017 Nachwuchs. Das erste Kalb kam bereits tot zur Welt, das zweite starb nach einer Woche. Zukünftig ist sie nicht mehr für die Zucht vorgesehen.