Der CAP-Markt in Bühl schließt Ende 2025
Der CAP-Markt in Bühl – für viele ist er weit mehr als nur ein kleiner Supermarkt. Er ist Arbeitsplatz, Treffpunkt, Ort der Begegnung und ein gelebtes Stück Inklusion mitten im Alltag. Seit 20 Jahren arbeiten dort Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam. Der Markt war der erste seiner Art zwischen Rastatt und Freiburg und hat damit eine Vorreiterrolle eingenommen, was gesellschaftliche Teilhabe angeht. Ende 2025 soll dieser Ort nun schließen. Ein Schritt, der viele Fragen aufwirft – und Unsicherheit hinterlässt.
Der CAP Markt in Bühl bietet einen Lieferservice, begleiteter Einkauf, Geschenkkörbe für feierliche Anlässe und einmal wöchentlich die „Stille Stunde“ . Während der „Stillen Stunde“ wird im Markt eine ruhige Umgebung durch gedimmtes Licht und entspannende Musik geschaffen. Diese ruhige Atmosphäre bietet Menschen mit sensorischen Beeinträchtigungen die Möglichkeit barrierefrei einzukaufen.
Ein Umzug steht bevor – doch wohin?
Fest steht: Der Standort des CAP-Markts in der Bühlertalstraße in Bühl wird aufgegeben. Nach Informationen der Geschäftsleitung sind die notwendigen Renovierungsmaßnahmen des derzeitigen Gebäudes wirtschaftlich nicht tragbar. Ein neuer Standort soll gefunden werden – wo genau, ist bislang noch unklar. Es gibt Gespräche für neue Standorte, jedoch ist bis jetzt alles noch in der Schwebe. Auch, wann oder wie dieser Wechsel vollzogen werden soll, steht noch nicht fest.
Diese Ungewissheit ist für jeden Betrieb eine Herausforderung – doch sie wiegt hier besonders schwer. Denn in Bühl arbeiten 12 Menschen mit Behinderung im CAP-Markt, viele davon schon seit vielen Jahren. Einige Menschen haben von Geburt an eine Behinderung, andere Mitarbeiter haben eine erworbene Behinderung. Für sie ist der Arbeitsplatz ein zentraler Teil ihrer Tagesstruktur, ein sicherer Raum, der ihnen Routine, Selbstbestätigung und soziale Zugehörigkeit bietet.
Im Moment herrscht Verunsicherung
Unter den Mitarbeitenden macht sich Unruhe breit. Die Zukunft ist ungewiss – werden sie in einem neuen CAP-Markt weiterarbeiten können? Werden sie an andere Standorte versetzt? Oder ist sogar die Rückkehr in die Werkstätten der Lebenshilfe möglich, ein Schritt, der sich für viele wie ein Rückschritt anfühlen würde?
Einige Mitarbeitende sind extra nach Bühl gezogen, um in diesem CAP-Markt arbeiten zu können. Für andere ist die tägliche Struktur unverzichtbar, insbesondere für Menschen mit kognitiven oder psychischen Einschränkungen, die stark auf gewohnte Abläufe und ein stabiles Umfeld angewiesen sind.
Die unklare Kommunikation rund um die Zukunft des Marktes lässt viele dieser Fragen unbeantwortet. Die Betroffenen – aber auch deren Angehörige und Unterstützer – bleiben sieben Monate vor Schließung im Unklaren. Dabei sind es genau diese Menschen, die Klarheit und Verlässlichkeit am dringendsten benötigen.
Ein Symbol für gelebte Inklusion
Der CAP-Markt in Bühl steht für eine Idee, die heute aktueller ist denn je: Inklusion nicht nur zu fordern, sondern zu leben. Die Mitarbeitenden hier zeigen Tag für Tag, dass Menschen mit Behinderung einen wertvollen Beitrag zum Arbeitsleben leisten können – wenn die Rahmenbedingungen stimmen.
Dass genau dieser Ort nun vor dem Aus steht, ist ein Verlust – nicht nur für die Mitarbeitenden, sondern auch für die Stadtgesellschaft. Der CAP-Markt war ein Beispiel dafür, wie Vielfalt, Respekt und Normalität Hand in Hand gehen können.
Es geht um mehr als nur einen Laden
Bei dieser Geschichte geht es nicht nur um die Zukunft eines Supermarkts. Es geht um die Menschen, die dort arbeiten. Um ihre Lebensrealität, ihre Wünsche, ihre Rechte auf Teilhabe. Es geht um Wertschätzung, Sicherheit und Perspektiven.
Ein transparenter Dialog mit allen Beteiligten ist, was jetzt alle Beteiligten benötigen. Denn Inklusion endet nicht, wenn es unbequem wird.