Rheinstrandbad Rappenwört: Karlsruhes größtes Freibad auf dem Abstellgleis?
Es gehört zu den schönsten Freibädern Deutschlands, bietet mit seinem Wellenbecken ein Alleinstellungsmerkmal in der Region – und steht dennoch zur Disposition: Das Rheinstrandbad Rappenwört droht, zum Verlierer eines Sparkurses zu werden, den die Karlsruher Bäderbetriebe derzeit intern diskutieren.
Bereits in der laufenden Badesaison ist das beliebte Freibad nur eingeschränkt geöffnet – von Donnerstag bis Sonntag, mit Verweis auf den Fachkräftemangel. Doch was viele Freibadfans irritiert: Diese Einschränkung betrifft ausschließlich das Rheinstrandbad. Die anderen städtischen Freibäder – das Sonnenbad, das Turmbergbad in Durlach, das Freibad Rüppurr und das Wölfle in Wolfartsweier – laufen weiter im gewohnten Wochenbetrieb.
Ein Bad mit Alleinstellungsmerkmal – und dennoch Streichkandidat?
In einem Artikel der BNN vom 12. Juli äußerte sich der Geschäftsführer der Karlsruher Bäderbetriebe dahingehend, dass intern eine Option geprüft werde, eines der städtischen Freibäder in den Jahren 2026 und 2027 komplett zu schließen, um Kosten zu sparen. Ausgerechnet das Rheinstrandbad, das flächenmäßig größte Freibad Karlsruhes, gilt als wahrscheinlicher Kandidat.
Begründung: Die Personalintensität. Die Größe des Geländes (rund 16 Hektar) erfordere einen personellen Aufwand, wie ihn „zwei kleinere Bäder“ verursachen würden. Dass es aber eben diese Großzügigkeit, gepaart mit Naturnähe, Wellenbecken und Sportangeboten ist, die das Bad für viele so attraktiv machen, scheint im Kostenargument unterzugehen.
Stillstand trotz beschlossener Investitionen
Besonders bitter stößt vielen Stammgästen und Beobachtern auf, dass wichtige Modernisierungen seit Jahren ausstehen – trotz politischer Zustimmung. Bereits 2020 wurde ein umfassender Maßnahmenplan zur Sanierung des Freibads bis 2030 beschlossen. Doch bis heute wurde lediglich eine Maßnahme – das neue „Milchhäusle“ – umgesetzt. Die dringend notwendige Sanierung der maroden Gaststätte, die seit 2016 leer steht, sowie der Kassen- und Eingangsbereich lassen weiter auf sich warten.
Dabei hatte der Gemeinderat 2021 die Gelder für die Maßnahmen genehmigt – doch passiert ist seither kaum etwas. Stattdessen rücken immer weitere Kürzungen und Einschränkungen in den Fokus.
Fragen an die Verantwortlichen
Die Kritik aus der Bevölkerung wächst. Immer wieder fragen sich Freibadfreunde und Stadtratsmitglieder:
- Warum treffen die Einschränkungen bei den Öffnungszeiten immer wieder nur das Rheinstrandbad?
- Warum wird gerade das attraktivste und größte Freibad der Stadt zum Sparobjekt erklärt?
- Warum fließen genehmigte Investitionen nicht ab?
- Wird hier ein Juwel der Karlsruher Bäderlandschaft stillschweigend aufs Abstellgleis geschoben?
Was steht auf dem Spiel?
Mit dem Rheinstrandbad könnte Karlsruhe nicht nur ein landschaftlich herausragendes Freibad verlieren, sondern auch einen Ort, der generationsübergreifend für Freizeit, Sport, Abkühlung und Naherholung steht – und das mit ÖPNV und Rad gut erreichbar ist. In Zeiten des Klimawandels, in denen Grünflächen und Wasserzugänge an Bedeutung gewinnen, wirkt eine vorübergehende Schließung kontraproduktiv.
Bleibt zu hoffen, dass Politik und Verwaltung den öffentlichen Druck wahrnehmen – und dem Rheinstrandbad Rappenwört nicht nur das Wasser, sondern auch die Perspektive erhalten bleibt.
Quellen:
Stadtlexikon 2021 von Katja Förster und aus einer Beschluss-Vorlage der Stadt Karlsruhe zu den Renovierungs-Maßnahmen im Rheinstrandbad
Stadt Karlsruhe Beschlussvorlage Nr. 2020/1427
Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg