Gaststätte Rappenwört verfällt
Sanierung beschlossen – und trotzdem passiert nichts?
Sie steht auf einem der schönsten Grundstücke Karlsruhes – und verfällt still und sichtbar:
Die Gaststätte Rappenwört im traditionsreichen Rheinstrandbad steht seit dem Jahr 2016 leer. Obwohl sowohl das Bad als auch das Gasthaus unter Denkmalschutz stehen, passiert seit Jahren: fast nichts. Nun sorgt ein neues Hinweisschild am Bauzaun für Irritationen und Hoffnung zugleich – denn die Stadt hatte die Sanierung eigentlich schon vor Jahren beschlossen.
Ein geschichtsträchtiger Ort – dem Verfall überlassen
Wer an einem Sommertag das Rheinstrandbad betritt, findet sich auf einem gepflegten Gelände wieder: saubere Wiesen, intakte Becken, ordentliche Wege. Das Bad wirkt trotz eingeschränkter Öffnungszeiten geordnet, belebt – und gepflegt.
Doch im Eingangs – Bereich wartet ein ganz anderes Bild: Die ehemalige Gaststätte Rappenwört, einst Herzstück für Ausflügler und Badegäste, steht leer, fensterlos, teilweise offen. Der Keller steht offen, einzelne Fenster sind ebenso offen, von Sanierungsarbeiten ist nichts zu sehen.
Dabei sind die Grundlagen für eine Wiederbelebung längst geschaffen. Schon 2020 wurden im Haushalt der Stadt Karlsruhe Mittel für eine Modernisierung der Gaststätte genehmigt und beschlossen. Sie sollte – so die damalige Planung – zwischen 2020 und 2030 saniert werden, um das Gelände in seiner Attraktivität zu steigern. Doch während andere Projekte in der Stadt längst umgesetzt wurden, blieb die Rappenwört-Gaststätte jahrelang sich selbst überlassen.
Denkmalschutz nur auf dem Papier?
Besonders heikel: Das Gebäude steht unter Denkmalschutz, ebenso wie das gesamte Rheinstrandbad.
Und dennoch zeigt sich hier ein widersprüchlicher Umgang mit dem eigenen kulturellen Erbe:
Ein Ensemble, das für Generationen Karlsruher Freizeitgeschichte steht, verkommt seit Jahren sichtbar, ohne dass die Öffentlichkeit über die Gründe des Stillstands informiert wird.
Gerade im Umgang mit denkmalgeschützter Bausubstanz wäre Kontinuität, Transparenz und Pflege geboten – stattdessen: Stille, Leerstand, Verfall.
Ein Hinweisschild – mit Fragezeichen
Im Mai 2024 wurde am Bauzaun vor der Gaststätte ein Schild angebracht:
„Vorankündigung der Einrichtung einer Baustelle“ – mit angegebener Bauzeit von 6 bis 9 Monaten.
Ist dies der Beginn der lange versprochenen Sanierung?
Oder lediglich eine formale Vorankündigung, die – wie so oft – im Sande verläuft?
Bislang ist wenig von der Generalsanierung zu sehen. Auch eine öffentliche Kommunikation durch die Stadt blieb aus. Für Bürgerinnen und Bürger, die sich um den Erhalt des Bades sorgen, wirft das neue Schild eher Fragen als Klarheit auf.
Ein Ort mit Potenzial – und mit Verantwortung
Was diesen Zustand besonders unverständlich macht:
Die Gaststätte liegt an einem landschaftlich außergewöhnlich schönen Ort, eingebettet zwischen Rhein, Auenlandschaft und Bad. Zu jeder Jahreszeit kommen Menschen hierher – nicht nur zum Schwimmen, sondern zum Spazieren, Verweilen, Erholen. Eine sanierte Gaststätte könnte wieder ein lebendiger Treffpunkt werden – für Familien, Ausflügler, Radfahrer und Spaziergänger. Stattdessen bleibt sie bis heute: verschlossen, vergessen, verwahrlost.
Fazit: Die Stadt schuldet Antworten
Die jahrelange Untätigkeit trotz beschlossener Mittel und der sichtbare Verfall eines denkmalgeschützten Gebäudes werfen Fragen auf, die nicht länger unbeantwortet bleiben dürfen:
- Warum wurde die Sanierung seit 2016 nicht vorangetrieben?
- Was genau hat die Stadt seit 2020 unternommen?
- Weshalb wird nicht kommuniziert, wann die Generalsanierung wirklich beginnt?
- Und wie verträgt sich dieser Umgang mit dem Anspruch auf verantwortlichen Denkmalschutz?
Das Rheinstrandbad ist kein Lost Place – aber die Gaststätte Rappenwört droht, einer zu werden.
Die Stadt steht in der Pflicht – gegenüber ihrer Geschichte, ihren Gebäuden und den Menschen, die diesen Ort lieben.